Review of Music in Middle-earth

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The following review appeared in Inklings-Jahrbuch 28 (2010) on pages 270-272, and is reproduced here with kind permission.

Inklings Jahrbuch is the review of Inklings Gesellschaft and published by Peter Lang Verlag (ISBN 978-3-631-61727-4).

The website of Inklings Gesellschaft is www.inklings-gesellschaft.de

(Review in German)

Steimel, Heidi, und Friedhelm Schneidewind, Hg. Music in Middle- earth. Zurich and Jena: Walking Tree Publishers, 2010. 311 S., ca.€ 25,00.

Die vierzehn Beiträge in Steimel und Schneidewinds Music in Middle-earth verteilen sich auf vier Sektionen, die die Vielfalt der möglichen Perspektiven illustrieren. Den Beginn machen die drei Beiträge von Kristine Larsen, Reuven Naveh und Jonathan McIntosh zu Schöpfung und Musik. Während McIntosh mit seiner Auseinandersetzung mit der Ainulindalë aus philosophischer Perspektive noch in recht vertrauten Bahnen bleibt – er korrigiert vor dem Hintergrund der Metaphysik des Thomas von Aquin verbreitete Missverständnisse der Musik, nach denen die Ainur die Welt mit ihrer Musik schaffen, was aber die Eigenständigkeit der ihnen anschließend gezeigten Vision übersieht – betretenLarsen und Naveh Neuland. Die Astrophysikprofessorin Larsen vergleicht die Bedeutung der Musik der Ainur und Aslans Gesang bei der Erschaffung der Welt mit den Erkenntnissen, die z.B. aus der kosmischen Hintergrundstrahlung über die 'tatsächliche' Sphärenmusik gewonnen werden können. Naveh wiederum bietet eine musiktheoretische Auseinandersetzung mit der Ainulindalë, wozu er zunächst ihre Struktur darlegt und diese anschließend mit den Konzepten der Tonalität und Atonalität näher beleuchtet. Er zeigt dabei bedeutende Nähen zur Musiktheorie Heinrich Schenkers auf.

Der nächste Teil ist der Musik in Tolkiens Welt gewidmet, was schon themenbedingt mit einem höheren Grad an Spekulativität einher geht. Besonders fällt dies bei der spekulativen Geschichte der Musik in Arda (von Steven Linden) auf, wo sich mancher Leser fragen wird, worin die Bedeutung eines solch hypothetischen Beitrages für die Tolkienforschung liegen soll. Nicht ganz so spekulativ sind die überlegungen des Harfenbauers Norbert Maier zu Harfen, da er darin sehr plausibel machen kann, welcher Art (Größe, Material etc.) die unterschiedlichen im Werk Tolkiens erwähnten Harfen gewesen sein können. Heidi Steimel fragt sich nicht nur, welche Instrumente von wem in Mittelerde gespielt wurden, sondern bespricht auch die Wirkungen der Instrumentalmusik auf die Hörer – z.B. der Zwergenmusik auf Bilbo im Hobbit.

Der dritte Teil behandelt mögliche Einflüsse unserer Welt auf Tolkiens Musik. Hierzu geht Gregory Martin von der Rolle der Musik in Tolkiens Leben aus und vergleicht Tolkiens Bemühungen um eine Mythologie für England mit den Bestrebungen Ralph Vaughan Williams, eine im Wesen englische Musik zu komponieren. Bradford Lee Eden nimmt die Beziehungen dreier viktorianischer Schriftsteller (Alfred Tennyson, Algernon Charles Swinburne und William Morris) zu Tolkien in den Blick und zeigt die Parallelen in der Verbindung von Mediävalismus und musik-literarischem Symbolismus auf. Julian Eilmann widmet sich Tolkien und der deutschen romantischen Tradition und plädiert dafür, dass Eichendorffs 'Wünschenruthe' auch für Mittelerde gilt, da auch in Tolkiens Mythologie ein Lied in allen Dingen schläft. Schließlich vergleicht Murray Smith verschiedene Soldatengesänge aus den beiden Weltkriegen mit entsprechenden Liedern aus Mittelerde und zeigt überzeugende Parallelen – gleichviel, ob es um das alltägliche Leben, Patriotismus oder um komische Effekte geht.

Der letzte Teil ist Interpretationen der Musik Tolkiens in unserer Welt gewidmet, wozu zunächst Michael Cunningham sich des Einflusses Tolkiens auf Black Metal und dessen Entstehung annimmt. Anschließend informiert Paul Smith über die Musik in der Radiofassung des Lord of the Rings der BBC und untersucht Mira Sommer, wie elbischer Gesang umgesetzt wurde, wobei der Akzent auf der Verfilmung durch Peter Jackson liegt, aber auch das Tolkien Ensemble und andere Bands nicht unberücksichtigt bleiben. Schließlich bietet Fabian Geier einen Einblick in seine eigenen theoretischen Überlegungen und praktischen Versuche, passende Musik und Melodien für Tolkiens Gedichte zu komponieren.

Den Abschluss des Bandes bildet ein Anhang, der zunächst einen kurzen Bericht Friedhelm Schneidewinds über die theoretische Unmöglichkeit, eindeutig klar definierte Tonumfänge für die verschiedenen Charaktere bestimmen zu wollen, und ferner Hinweise auf ergänzende Literatur enthält.

Der Sammelband bietet somit ein beachtliches Spektrum an verschiedenen Sichtweisen auf die Rolle der Musik in Tolkiens Werk und seiner Rezeption. Die Qualität der Beiträge ist fast durchweg hoch bis sehr hoch, wobei einige themenbedingt eher informierenden Charakter tragen, aber die Mehrheit bislang eher weniger berücksichtigte Sichtweisen bietet und somit interessante Perspektiven eröffnet.

THOMAS FORNET-PONSE

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