Review of The Ecological Augury in the Works of JRR Tolkien

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The following review appeared in Inklings-Jahrbuch 29 (2012) on pages 340-243, and is reproduced here with kind permission.

Inklings Jahrbuch is the review of Inklings Gesellschaft and published by Peter Lang Verlag (ISBN 978-3-631-62347-3).

The website of Inklings Gesellschaft is www.inklings-gesellschaft.de


(Review in German)

Campbell, Liam. The Ecological Augury in the Works of JRR Tolkien. Zurich and Jena: Walking Tree Publishers, 2011. 305 pp., CHF20,00.

Wenngleich zum Thema der vorliegenden Studie – eine "grüne" Lektüre Tolkiens – vor allem mit den Untersuchungen Patrick Currys und Matthew Dickersons & Jonathan Evans schon bedeutende Arbeiten vorliegen, hat es seitdem eher an Aktualität gewonnen. Wie Campbell zeigt, ist auch noch nicht alles gesagt worden. In von einer ausführlichen Einleitung und einer Zusammenfassung (nebst einem längeren Nachwort) gerahmten fünf Kapiteln votiert Campbell auf der Basis vor allem von The Lord of the Rings, aber auch Tolkiens weiteren narrativen wie wissenschaftlichen Werken und seiner privaten Korrespondenz, dafür, Tolkien als einen visionären Verteidiger der Natur zu verstehen, der die Umweltbewegung schon vor ihrem Auftreten hätte antizipieren können. Auf diese Weise zeigt Campbell auch sehr deutlich auf, wie aktuell TolkiensWerke sind – und wie Tolkien auch als zeitgenössischer Autor zu verstehen ist.

Hierzu ordnet er in der Einleitung seine Untersuchung zunächst in den Kontext "grüner" Lesarten ein, wobei er mit Blick auf frühe Reaktionen und diverse Umfragen gegen Ende des 20. Jahrhunderts ausführlich für die Modernität und Aktualität seines Werkes plädiert – und sich damit vehement gegen den Eskapismus-Vorwurf an Tolkien wendet.

Auf dieser Basiswidmet der Verfasser sich im ersten Kapitel Tolkiens kritischer Einstellung gegenüber Maschinen und Industrialisierung, die er zunächst autobiographisch in dessen Kindheit in Sarehole verortet, und anschließend seine Liebe zu Bäumen vorstellt, die mit den von Tolkien gesehenen und beschriebenen Gefahren konfrontiert werden. In diesem Kontext unterstreicht er auch die herausragende Bedeutung von "The Scouring of the Shire", worin die Gefahren einer Industrialisierung sehr deutlich werden, die hier sogar die Form einer Umweltzerstörung ohne Vorgabe eines höheren Zweckes annehmen. Des Weiteren zeigt Campbell den Zusammenhang von Tolkiens ökologischen Anliegen und seinen christlichen Überzeugungen auf, ohne damit Tolkien als Pantheisten zu bezeichnen; vielmehr betont er dessen Verständnis der Natur als Schöpfung Gottes.

In den nächsten beiden Kapiteln werden die beiden für die Fragestellungen der Arbeit bedeutendsten Figurenpaare besprochen – Tom Bombadil und Saruman sowie Gandalf und Sauron, wobei er dafür votiert, "that there are clearly discernible cultures of opposition represented not only in the battle lines drawn up between the agents of evil and those who resist but also, and perhaps more vitally, in his individual character portrayals" (71). Die auffälligste Gegenüberstellung von Personen sieht er bei Saruman und Tom, dessen jeweilige Einstellung zur Natur auch ein Schlüssel zum Verständnis ihres Charakters sei. Tom wird in einer ausführlichen Diskussion als "Green Man" und bedrohte Natur verstanden, während Saruman etwas knapper diskutiert wird. Der Kontrast zwischen beiden besteht vor allem in ihrer Einstellung zur Macht (die auch ihren Umgangmit dem Ring und der Natur prägt), die für Tom bedeutungslos ist, während Saruman seinem Machtstreben alles unterzuordnen bereit ist. Sein Handeln und seine Unterwerfung der Natur kann nach Campbell auch als Verrat an seiner ursprünglichen Aufgabe verstanden werden.

Das dritte Kapitel beginnt mit einer Charakterisierung Gandalfs als Gesandten der Valar und Truchsess Mittelerdes, was zu einer Diskussion seiner Rolle in Mittelerde (gerade auch im Vergleichmit den anderen Istari) führt, die Campbell als diejenige eines Führers und Aktivisten benennt. Nach überlegungen zu seiner Indienstnahme anderer Mächte für den Kampf gegen Sauron werden dieser und das Wesen des Bösen besprochen, wobei auch hier sein Bezug zur Maschine herausgestellt wird. Wie beim vorigen Figurenpaar können die Unterschiede zwischen Gandalf und Sauron als konfligierende Weltanschauungen zusammengefasst werden: Gandalf bewahrend und dienend, Sauron zerstö rend und beherrschend.

Das vierte Kapitel widmet sich der Stellung des Menschlichen und Nicht-Menschlichen in Tolkiens Werk und berücksichtigt dabei vor allem die Bedeutung der Elben und ihrer metaphysischen Beziehung zur Erde und zu den Kräften der Natur. Diese seien aber "but one example of how Tolkien elevates the non-human to present his own ecosphere of interconnections in which the fate of races such as elves, men and hobbits is intrinsically tied to the fate of all other life forms in Middle-earth and the Undying Lands" (153). Aufgrund ihrer besonderen Beziehung zur Natur leiden sie aber stärker als Menschen unter Schädigungen der Umwelt und der Natur, was Campbell als Indiz dafür wertet, wie bedeutend Umweltfragen für Tolkien waren – zumal Tolkien im Unterschied zu einem breiten Strang der christlichen Tradition auch nicht von einer menschlichen Herrschaft über die Natur ausgehe.

Nachdem Campbell somit wesentliche Themen seiner "grünen" Lektüre behandelt hat, wendet er sich im fünften Kapitel der Frage zu, wie sich Tolkien als Schriftsteller und als Literaturtheoretiker zu den Grundideen dessen verhält, was man heutzutage als "Ecocriticism" versteht. Hierzu zeigt er die Parallelen zwischen The Lord of the Rings und Rachel Carsons A Fable for Tomorrow auf, um weiterhin Tolkiens Beschreibung der Hobbits und des Auenlands als die pastorale Tradition in der englischen Literatur repräsentierend zu skizzieren. Schließlich behandelt er Tolkiens Auffassung des schöpferischen (und damit auch literarischen) Prozesses hinsichtlich der Frage einer impliziten Verbindung von Literatur und Natur und bemüht sich auf dieser Grundlage auch darum, diese Überzeugungen als mit seinen religiö sen vereinbar seiend auszuweisen.

Nachdem er in einer Zusammenfassung die Ergebnisse noch einmal gebündelt hat, setzt sich Campbell in einem Nachwort noch mit der Kritik Fliegers auseinander, Tolkiens Behandlung von Umweltfragen sei nicht konsistent, wie sich am Umgang der Hobbits mit dem Alten Wald zeige. Mit Curry hält Campbell diese Analyse für unzureichend und verteidigt die Konsistenz des Tolkien'schen Ansatzes. Wenn zuweilen auch Bäume und die Natur leiden müssten, sei dies ein Ausdruck dafür, dass "the tree here, like Frodo, Treebeard, Boromir, Théoden, the elves and even Gandalf himself, must, in a land where nature is at once so vibrantly alive and so under threat, play their part and carry some of the burden that comes with a unified resistance against the forces of darkness" (272).

Mit dieser Studie ist Liam Campbell eine überzeugende und vielschichtige Analyse ökologischer Themen in Tolkiens Werk gelungen, der gerade auch mit ihren Überlegungen zu den behandelten Charakteren oder den Elben eine Rezeption auch über "grüne" Lesarten hinaus zu wünschen ist.

THOMAS FORNET-PONSE

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