Review of O What a Tangled Web

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The following review appeared in Inklings Jahrbuch 32 (2014), and is reproduced here with kind permission.

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(Review in German)

Kowalik, Barbara. ed. O What a Tangled Web: Tolkien and Medieval Literature: A View from Poland. Zurich and Jena: Walking Tree Publishers, 2013. 196 pp., € 18.76.

Es mag auf den ersten Blick seltsam erscheinen, sich in einem Sammelband zu mediävistischen Beiträgen zu Tolkiens Werk auf polnische Autoren und Autorinnen zu beschränken, doch birgt dies den Vorteil, einen guten Einblick in den gegenwärtigen Stand der dortigen wissenschaftliche Rezeption Tolkiens bieten zu können, und dient als englischsprachige Publikation auch dem Zweck der Internationalisierung der Tolkien-Forschung.

Nach einer Einführung der Herausgeberin Barbara Kowalik folgt von Joanna Kokot eine auf den Forschungen Tom Shippeys u.a. aufbauende Analyse der Verflechtung der unterschiedlichen Erzählstränge in The Lord of the Rings im Vergleich mit mittelalterlicher Erzähltechnik. Sie betont dabei die Bedeutung für die Sekundärwelt, insofern eine Vielzahl an Orten, Charakteren und Ereignisfolgen präsentiert werden kann, sowie die Analogie zwischen dieser und dem von ihr erzählenden Text.

Anschließend setzt sich Bartłomiej Błaszkiewicz weitgehend deskriptiv mit Mündlichkeit und Schriftlichkeit in Mittelerde auseinander, indem zunächst die Kultur der Elben, aber auch diejenige anderer Völker untersucht werden, insbesondere hinsichtlich der Komposition und des Vortrags der einschlägigen Texte.

Bei Justyna Brzezińska kommen die Rohirrim unter der Fragestellung in den Blick, wie sich bei ihnen angelsächsische und ritterliche Motive finden, wobei ein Schwerpunkt auf Éowyn und ihren innerlichen Konflikt zwischen der Pflicht gegenüber ihrem Volk und der Sehnsucht nach persönlicher Ehre gelegt wird, was leider nicht immer konzentriert (und zumindest bei der Aussage, sie sei vom Hexenkönig nicht verletzt worden, unkorrekt) erfolgt.

Maria Błaszkiewicz widmet sich den Frauenfiguren in The Lord of the Rings und plädiert durch den Rekurs auf die Bedeutung der Königin dafür, dass deren oft bemängelte Abwesenheit bewusst eingesetzt werde, um das weibliche Element hervorzuheben und zu verherrlichen.

Es folgt der Beitrag Barbara Kowaliks zu Elbereth als Sternenkönigin vor dem Hintergrund der mittelalterlichen Marienverehrung und deren Niederschlag in Liturgie, Theologie und Dichtung, in dem sie an vielen Stellen, u.a. den Anrufungen oder der Bedeutung des Lichts, Parallelen und Analogien aufzeigt, die allerdings nicht immer ganz überzeugen.

Der Beitrag von Katarzyna Blacharska verlässt den mediävistischen Bereich, da sie sich einem Vergleich Melkors mit dem Satan aus Paradise Lost widmet und (m. E. nicht vollständig überzeugend) argumentiert, die Gestaltung der Figur des Melkor sei sowohl durch die biblische Tradition als auch durch Milton (z.B. durch die Rebellion im Himmel oder die mit dem Niedergang verbundene Namensänderung) beeinflusst.

Mittelalterlichen isländischen Sagas und deren Einfluss auf eher für Kinder gedachte Werke Tolkiens wendet sich Renata Leśniakiewicz-Drzymała zu, die sich dabei auf Beorn als Berserker, Smaug und Fafnir sowie Bezügen zur Völsunga-Saga in The Adventures of Tom Bombadil und Farmer Giles of Ham konzentriert und viele in diesen Büchern verwendete Motive aus- findig machen kann.

Des Weiteren beschäftigt sich Łukasz Neubauer mit The Homecoming of Beorthnoth Beorthelm's Son und vertritt die These, Tolkien übe hier am Ideal des heroischen Mutes um der Ehre willen Kritik und stelle es dem Gedanken des reinen Opfers um anderer Zwecke willen gegenüber.

Schließlich diskutiert Andrzej Wicher, was die Neuheit des Ansatzes in Tolkiens Beowulf-Essay ausmache und sieht diese - bei gewissen Ähnlichkeiten zu den New Critics - vor allem darin, neben dem poetischen Wert die existentielle Bedeutung herauszustellen, was er unter Rekurs auf On Fairy-Stories und das Verständnis von Magie vertieft.

Wenngleich mit den unterschiedlichen Fragestellungen - z.B. nach der Darstellung Elbereths vor dem Hintergrund mittelalterlicher Marienverehrung oder auch ein Vergleich zwischen Miltons Satan und Tolkiens Melkor - kein völliges Neuland betreten wird und an einigen Stellen nicht nur Details betreffende Kritik geübt werden kann, liefern die einzelnen Aufsätze durchaus interessante Beobachtungen, die die bisherige Forschung ergänzen können.

THOMAS FORNET-PONSE

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